Die traditionell-europäische Naturheilkunde (TEN) entstand vor über 2000 Jahren und hat ihre Wurzeln in Medizin, Philosophie, Psychologie, Chemie und Biologie. Die Grundlagen bilden die Humoralpathologie, die Spiritus-Lehre, sowie das humanistische Menschenbild und gesunde Lebensweisen im Alltag.

Viele Menschen leben in ständigem Stress. Sind geplagt von psychosomatischen Erkrankungen und haben den Zugang zur eigenen Seele verloren. Selbstliebe, Selbstakzeptanz und Wertschätzung des eigenen Ich’s ist leider kein Schulfach. Statt dessen werden immer mehr Leistung und gleichgeschaltetes Denken und Handeln gefordert. Sensibilität und Kreativität bleiben dabei auf der Strecke. Mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen an Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, chronischen Schmerzen oder Depressionen erkranken.

Die moderne Pharmazie und Medizin kann in vielen Fällen eine gute und wichtige Option sein, denn oft geht es nicht ohne Medikamente. Aber aus Sicht der Salutogenese und Lebensordnung der TEN, haben auch kranke Menschen gesunde Anteile in sich und diese gilt es mit natürlichen Mitteln zu lindern oder seinem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, die eigene Gesundheit zu verbessern und so mehr Lebensqualität zu schaffen.

Bereiche der traditionell-europäischen Naturheilkunde

Denkt man an Naturheilkunde verbindet man damit das Lindern von Schmerzen und manch einer spricht sogar von «Heilung». Doch eigentlich ist die Heilkunde eine natürliche Lebensweise mit Jahrtausende alter Traditionen, welche präventiven Charakter aufweist. Aber selbstverständlich auch bei vielen Beschwerden Hilfen bieten kann.

Heilkunde: Kultur, Religion und Kult?

Viele der Bereiche aus der Naturheilkunde sind heute in zig verschiedene wissenschaftliche Bereiche aufgeteilt und mit Studien untermauert. Es fand also eine Spezialisierung statt. 

Nur der Mensch als Ganzes, lässt sich einfach unterteilen. Er ist ein hochkomplexer Organismus, eingebettet in die Natur. Verschiedene Einflüsse aus dem Umfeld haben ihre Wirkung. Manchmal kennt man Ursachen von Problemen und manchmal bleibt nur noch die Symptom-Bekämpfung. 

Es ist deshalb sinnvoll sich wieder mehr der eigenen Natur und damit den eigenen Bedürfnissen zu zuwenden. Sowie die Ahnen und ihre Traditionen zu würdigen.

Grafische Einteilung der Naturheilkunde und Naturphilosophie

Bereich: Kultur und Wissenschaft

Aus Kult, wird irgendwann Kult(ur). Dabei ist hier nicht die rein künstlerische Sichtweise gemeint. Sondern wissenschaftliche Zweige, welche sich irgendwann aus alltäglichen Aspekten der Gesundheit herausbildeten und messbar etablierten. Es zählen unter anderem dazu: Medizin, Biologie, Mathematik, Chemie, Physik, Astronomie, Psychologie usw. Aber selbstverständlich gehört hier auch die Kunst in all ihren Facetten mit dazu.

Bereich: Spiritualtiät und Religion

Viele Kulturen haben religiöse Ausrichtungen und sind damit ein Teil der jeweiligen Naturheilkunde. Woran man glaubt ist jedoch individuell und unabhängig von religiöser Doktrin. Trotzdem ist Religion durch die Klostermedizin und christlichen Glauben eng verwurzelt mit der Heilkunde.

In der TEN kennt man zum Beispiel Hildegard von Bingen, Pfarrer Kneipp oder auch Pfarrer Künzle. Nicht zu vergessen die ganz eigenen Klostertraditionen und heidnischen Bräuche. Denkt man aber jetzt nur an Gottesglaube und Frömmigkeit, dann wird man erstaunt sein, dass Hildegard im Rahmen der Säftelehre durchaus auch Amulette und Heilsteine nutzte, um die bösen Geister zu vertreiben. Aus wissenschaftlicher Sicht, lächelt man darüber und trotzdem finden sich in der modernen Medizin auch heute noch Wurzeln aus der Humoralmedizin und dessen Denkkonstrukt 1 2 3.

Nicht zu vergessen sind auch die verschiedenen Bünde und Verbindungen wie zum Beispiel die Rosenkreuzer, Freimaurer oder Gnostiker. Welche ihre eigenen Sichtweisen über den Menschen im Universum haben.

Aber wer nun denkt, dass man in einer Naturheilpraxis Gebete üben muss – der irrt sich. Die moderne TEN orientiert sich an keiner Religion und auch an keinem Geheimbund! Sondern an naturphilosophischen und psycho-sozialen Grundlagen und ergänzt diese mit der modernen Wissenschaft.

Bereich: Kult und Magie

Für viele ist Religion eine grenzwertige Wissenschaft, auch wenn man an den Hochschulen Theologie studieren kann. Jedoch teilweise akzeptiert. Spätestens beim Thema Kult gehen die Streitereien los. Denn dies ist der Bereich der Geister, Rituale, Magie, heidnische Bräuche und Okkultismus. Bei vielen schamanisch ausgerichteten Naturvölker gehört es zum Alltäglichen mit unsichtbaren Wesen zu sprechen. Bei uns im westlichen Glauben, ist vieles davon verpönt. Dabei lassen sich besonders in den Schweizer Alpen viele Geistergeschichten, Mythen und Legenden über Undinen (Element Wasser), Gnome (Element Erde), Sylphen (Element Luft) und Salamander (Element Feuer) finden.

Kult ist damit unsere grösste Tradition und gehört zum Menschsein dazu. Egal ob man nun daran glauben mag oder nicht. Tatsache ist, dass in manchen Fällen Rituale oder der Glaube an etwas Unsichtbares positive Veränderungen bewirken können oder ganz einfach etwas Halt geben in bestimmten Lebensphasen. Es ist eine Form der Resilienz.

Wen das Ganze aus persönlichem Antrieb geschieht, ist dagegen nichts einzuwenden. Wird es aber zu einer obskuren Pflichtübung ständig seine inneren Blockaden lösen zu müssen, wie man sie leider in so mancher spirituellen Einrichtung vorfindet, dann ist dies ungesund und schädigend. Darum prüfe wer einem spirituellen Führer folgen möge.

Der hermetische Schlüssel

In der TEN kann vieles logisch und wissenschaftlich erklärt werden. Doch genauso entsteht vieles aus dem Beobachten der Natur. Die vier humoralen Säfte und geistigen Prinzipien des Spiritus (animalis, vitalis, naturalis) zeigen assoziative Wege auf. Dazu zählen auch die Säulen der Hermetik, sowie die Regimen sanitatis (Grundsätze der Lebensordnung) aus den hippokratischen Schriften:

 

    1. Naturphilosophie: Die Liebe zur Schöpfung und das Wissen über die Geheimnisse der Natur
    2. Virtus: Liebe und Bewusstsein: Moralische Integrität, Hingabe und Fertigkeiten des Heilers
    3. Astromedizin: Erklärt die Kräfte des Kosmos und deren Wirken auf alles Irdische
    4. Geheimwissen Alchemie: Die Lehre zur Herstellung von Arzneimitteln durch Veredelung der Ausgangsstoffe und Verstärkung des Geistartigen

Die moderne Neurowissenschaft und Naturheilkunde

Der Homunkulus (kleiner Mann im Gehirn) ist der naturphilosophischen Betrachtung entwachsen und in der modernen Wissenschaft der Gehirnforschung angelangt. Die aus der Naturheilkunde bekannte Reizlehre und Phrenologie findet sich bestätigt im modernen Neurofeedback.

Im Übrigen sind bereits in den hippokratischen Schriften der sex res non naturales die Regulation psychischer Affekte, Emotionen und Gemütsbewegungen beschrieben und stehen mit der Spiritus-Lehre in Verbindung. Ist die TEN also wirklich so veraltet, wie manch einer zu behaupten wagt? Oder vielleicht nicht doch moderner, als angenommen? Nur weil man heute viele messen kann oder andere Bezeichnungen verwendet (Viren und Bakterien, statt Geister und Dämonen), bedeutet es nicht, dass die alten Meister und ihr Heilwissen keine Funktion mehr hätten. Ganz im Gegenteil: Naturheilkunde wirkt!